Kristiane Allert-Wybranietz hat vor vielen, vielen Jahren kurze wunderbare Gedichte geschrieben, die unter dem Begriff „Verschenktexte“ berühmt wurden. Später hat der Lucy Körner Verlag sie herausgegeben. Ich habe (fast) alle Bände.
Ein Gedicht war wie für mich geschrieben:
Vom Schreiben
- in eigener Sache-
Durch das Leben
fühle ich mich
oftmals
voll wie ein Schwamm.
Dann muss ich
mich ausdrücken.
Kristiane Allert-Wybranietz
So habe ich angefangen Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben. Ich schreibe mir die Seele und den Kopf frei.
Oft fühle ich mich gedrängt zu schreiben, ohne zu wissen, was ich denn schreiben will. Dann setze ich mich hin, lasse es fließen, aus meinem Inneren über die Hand aufs Papier. Und wenn ich den Text später lese, bin ich überrascht. Es ist als würde ein „innerer Schreiber“ mir Texte in die Feder diktieren, als Trost, als Mahnung oder um mich etwas zu lehren. So ist schreiben für mich eine Form der Verarbeitung und Klärung von Alltagserlebnissen geworden.
Gedanken in Worte gefasst, festgehalten auf Papier, haben eine tiefere Wirkung. Denn nur was ich in Worte fassen kann ist mir bewusst. Ich kann loslassen ohne das Gefühl von Etwas-verloren-haben. Manches was mich beschäftigt ist in ein paar Sätzen ausgedrückt und wird ein Gedicht. An manches muss ich mich herantasten, muss es mit Worten umkreisen, mit Bildern schmücken. Im Schreiben befreit es sich und wird eine Geschichte.
In den Texten vermischt sich das Alltägliche mit Phantasie, da sprechen Engel und Ameisen über Arbeitspflichten und Tränen, darf ein Möbelschreiner träumen und weiß die Kaffeebohne etwas über den Sinn des Lebens. So ist in einer Kurzgeschichte die Wut und das Unverständnis über die Ausgaben für Rüstungsgüter verarbeitet, in einer anderen die Hoffnung doch noch einen Traum zu leben.
Alle Geschichten hatten einen Impuls, der den „inneren Schreiber“ geweckt hat, und um diesen Impuls hat sich ein Text geschrieben. Und so heißen zwei Lesehefte von mir auch „Drumherumgeschichten“.
Heute würde ich vieles anders schreiben, würde ganze Sätze streichen, denn sie waren nur Füllmaterial, bis sich das, was ich sagen wollte, ausdrücken liess. Aber ich will zu den Texten stehen, so wie sie sich zu ihrer Zeit geschrieben haben, so unvollkommen und ungenügend sie auch sind.
Die Texte haben genau das bewirkt, was sie sollten, sie haben Kopf und Seele von Ballast befreit. Wer Lust hat, kann einiges nachlesen, auf dieser Website unter „In Worte gefasst“.