Mein Zen-Meister Fr. AMA Samy war im Sommer 1987 zum ersten Mal bei mir zu Gast. Ich wohnte damals in Düsseldorf, und natürlich wollte ich ihm ein schönes Rahmenprogramm bieten.
Es war ein sonniger Nachmittag, und wir beschlossen mit der Straßenbahn zum Schloss Benrath zu fahren und im dortigen Park spazieren zu gehen. Ich hatte immer alle Varianten von Mehrfachfahrkarten in der Tasche und zählte, wie viele Stationen es bis zu diesem Schloss sind. Ich kam zu dem Ergebnis, es sei eine Kurzstrecke. Aber leider habe ich mich verzählt, es war eine Station mehr.
Prompt kam ein Kontrolleur, wertete meinen Fehler als Betrugsabsicht und verdonnerte uns zu je 60,- DM Strafe. Das war für mich eine Menge Geld, ich ärgerte mich maßlos. Am meisten natürlich über meine eigene Dummheit.
Am Schloss Benrath angekommen, stiegen wir aus und gingen in den Park. In mir kochte die Wut immer noch. Da blieb mein Zenmeister stehen, und fragte mich: "Sitzt du immer noch im Bus? Dann steig jetzt aus und genieße die wunderbare Blumenpracht.“
Seither gehört die Frage: „Sitzt du immer noch Bus?“ zu meinem Standardrepertoire der Selbstermahnungen.
Wir können das Schöne nicht mehr sehen, wenn sich unsere Gedanken dauernd um ein Problem drehen. Zumal wenn es um etwas geht, das nicht mehr zu ändern ist. Die Straßenbahnfahrt gehörte der Vergangenheit an; um die Gegenwart genießen zu können musste ich das Vergangene loslassen. An dem Verlust des Geldes kleben zu bleiben verschloss meinem Geist die Schönheit des Parks.